Die „alten“ Musiktraditionen
![]() |
Houjikko |
![]() |
Kantele |
Die „alten“ musikalischen Traditionen im finno-ugrischen Sprachraum in Finnland, Russland und Baltikum bestehen aus gesungenen Formen (Runenlieder, Hirtenrufe, Klagelieder) und instrumentalem Spiel auf kleinen Kantelen, auf „Jouhikkos“ und diversen Hirtenflöten und anderen Blasinstrumenten. Auf der harfenartigen Kantele wurden Tanzlieder gespielt und Runengesänge begleitet. Die Streich-Laute Jouhikko, die ursprünglich im Osten Finnlands (Karelien, Savo) und in Teilen Estlands und Schwedens heimisch war, kam vor allem als Soloinstrument bei einem „Stepptanz“ zum Einsatz. Auch Runengesänge wurden gelegentlich mit diesem Streichinstrument begleitet.

![]() |
MeNaiset |
Die neuen gereimten Volkslieder

Die Kalevala und das nationale Erwachen

Die „Kalevala“ wurde zur internationalen Sensation und nimmt seit rund 150 Jahren eine Schlüsselrolle im kulturellen Nationalstolz Finnlands ein. Auch die Volkspoesie und -musik im Baltikum wurde stark durch das Epos beeinflusst. Künstler der Spätroman-tik (z.B. Jean Sibelius) nutzten die „Kalevala“ als Quelle der Literatur und des Wissens, J.R.R. Tolkien bezeichnete sie gar als wichtigste Grundlage seiner Trilogie „Herr der Ringe“, doch lange Zeit wurde sie kaum je mit der alten Gesangstradition in Verbindung gebracht. „Wir wussten nicht, dass all diese traditionellen Gedichte früher gesungen wurden. Denn in unseren Büchern wurde das nicht erwähnt. Melodien und Texte wurden separat, in verschiedenen Büchern, gesammelt“, erzählt Mari Kaasinen, Sängerin der Band Värttinä. Während zu Lönnrots Zeiten fast ausschliesslich Texte (und kaum Liedmelodien) gesammelt wurden, war es Anfang des 20. Jahrhunderts umgekehrt: Besorgt über das Verschwinden der traditionellen Volkskultur sammelten Forscher wie z.B. Armas Launis baltisch-finnische Runenmelodien, Sami-Yoiks und Liedmelodien aus Estland, Ingermanland und Karelien, die sie sich in den Dörfern vorsingen liessen und aufzeichneten.
Unterdrückung zu Zeiten der Sowjetunion

Erstarktes Interesse an der alten Musiktradition
Seit der politischen Wende 1989/90 wird die alte Runenliedtradition in Estland und teilweise auch in Ingermanland wieder vermehrt gepflegt. Auch in Finnland hat das Interesse der Öffentlichkeit an den alten Musiktraditionen seit Mitte der 1980er-Jahren zugenommen. Damals eröffnete das nationale Musikkonservatorium – die Sibelius Akademie – eine Volksmusikabteilung, die bis heute einen grossen Einfluss auf populäre Bands wie Värttinä und Suden Aika ausübt. Viele dieser Musiker/innen sind Studienabgänger der Sibelius Akademie. Ihnen ist eine Philosophie gemeinsam, die der Tradition einen tiefen Respekt entgegenbringt und gleichzeitig neue, spannende Musik schaffen will. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Lied "Viikon Vaivane" der Band Värttinä.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen