Montag, 21. Januar 2019

Les Vagabondes: Grüsse aus Afrika

Für unser neues Konzertprojekt verlassen wir erstmals den europäischen Kontinent und tauchen in die vielfältige Welt der afrikanischen Musikkulturen ein. Auf der Vagabondes-Bühne werden polyrhythmische und dialogische Lieder aus Südafrika, Zimbabwe, Kenia und Kongo zu hören sein. Weitere Lieder stammen aus den afro-amerikanischen Kulturen der Karibik (Haiti, Kuba) und aus der Feder internationaler Vokalensembles, die von der traditionellen afrikanischen Musik beeinflusst sind. Das Konzertprogramm wird "a cappella" gesungen und zum Teil mit Perkussion bereichert.



Amaibu


Wir eröffnen unser Konzert mit einem Gesang der Baka, einem Pygmäen-Stamm, der in Kamerun, Kongo, Gabun und der Zentralafrikanischen Republik lebt. Mit den tranceartig repetierten Silben "Amaibu" imitieren die Baka die Klänge und Geräusche des Urwalds. Auch wir tauchen damit in die Klangwelt einen fernen Urwalds ein 
und öffnen unsere Ohren und Neugier für unerwartete Klänge. "Grüsse aus Afrika" - viel Spass auf unserer gemeinsamen musikalischen Reise. 


Zwei Baka-Frauen im Wald tragen in Blätter eingehüllte Pflanzen.


















Guzophela


Auch Marie Daulne – Begründerin der kongolesisch-belgischen Vokalgruppe „Zap Mama“ – hat pygmäische Wurzeln. Aus ihrer Feder stammt das 
Anti-Apartheid-Lied „Guzophela“, das durch seinen neckisch-verspielten Charakter besticht. Der Text ist sowohl auf englisch wie auch in der südafrikanischen Sprache Zulu verfasst.







Homeless


Das Lied "Homeless" wurde 1986 auf der Langspielplatte "Graceland" des US-amerika-nischen Folk-Rock-Sängers Paul Simon veröffentlicht. Das Lied lancierte die inter-nationale Karriere der südafrikanischen Vokalgruppe "Ladysmith Black Mambazo" und machte den Gesangsstil "Isicathimiya" der südafrikanischen Zulus erstmals einem westlichen Publikum bekannt. Joseph Shabalala, Frontsänger von "Ladysmith Black Mambazo", lieferte die Musik (basierend auf der Melodie eines traditionellen Zulu-Hochzeitsliedes) und den neuen Liedtext in der Sprache Zulu. Paul Simon steuerte den englischsprachigen Liedtext bei. Das Lied wurde wiederholt als Protestsong interpre-tiert. Shabalala hingegen sagt, dass die Formulierung "we are homeless" ähnlich tönt wie die Wörter, die ein männlicher Zulu verwendet, wenn er um die Hand einer Frau anhält.



Ähnliches Foto




Emarabini / Nkomo Kababa


Wir singen diese beiden traditionellen Hochzeitslieder der Zulu als Medley.


Who’s at Marabini
At Marabini we found a bride
Who’s at Marabini
We will take care of this bride
At Marabini we found a bride

Gwayimani a cow for lobola
We say Gwayimani
My father’s cow
Sing a song of praise for Gweyimani





Kothbiro


"Kothbiro" heisst so viel wie "Regen kommt". Bekannt wurde dieses wunderschöne Lied in der Interpretation des kenianischen Sängers Ayub Ogada. Geschrieben wurde es vom Mbarak Achieng, Lehrer am Kenya Konservatorium für Musik. Die ruhig dahin fliessende Melodie wird kontrastiert durch eine Begleitung, die ein polyrhythmisches Spannungsverhältnis von "3 gegen 4" entstehen lässt.

Kothbiro (rain is coming)
Auma do you hear what I say
The rain is on it’s way
Return our cattle home

Yaye the children
What is it that you think you do?
The rain is on it’s way
Return our cattle home.








Narini


Mit dem Lied „Narini“ sorgen fünf junge Frauen aus Zimbabwe für ein rhythmisches Feuerwerk, das auch Rhythmuserfahrene das Staunen lernt. Wer die A-Cappella-Gruppe „Nobuntu“ in Aktion sehen möchte, schaue folgendes Video. Dabei gibt es zu entdecken, dass das Jodeln keineswegs eine rein europäische Angelegenheit ist, sondern auch in Zimbabwe seinen Platz hat.



Nobuntu





Wangol


Das Lied „Wangol“ stammt aus Haiti. Die Republik Haiti wurde 1804 von gegen Frankreich rebellierenden Sklaven gegründet. Da die damaligen Sklaven aus weit voneinander entfernten Regionen Westafrikas stammten, waren die überlieferten Traditionen und Rituale des westafrikanischen Voodoo-Kultes (Yoruba-Tradition) der gemeinsame Nenner, der sie miteinander verband. In der katholisch geprägten Umgebung der Kolonialzeit, in der die Sklaven zum Christentum übertreten mussten, bekamen viele der traditionellen Gottheiten des Voodoo eine neue Rolle zugewiesen. Sie wurden mit den christlichen Heiligenfiguren verbunden, die ähnliche Eigenschaften oder ähnlichen Symbolgehalt aufwiesen. Oder anders gesagt: Fast alle Voodoo-Geisterwesen entsprechen katholischen Heiligen. Auf diese Weise konnten die Gläubigen öffentlich am christlichen Heiligenkult teilnehmen und weiterhin die traditionellen afrikanischen Gottheiten verehren.

Bis heute ist der Voodoo-Kult in Haiti - vor allem in ländlichen Gebieten - lebendig und allgegenwärtig. "90 Prozent der Haitianer sind Katholiken", heisst ein geflügeltes Wort im Inselstaat. "Aber 100 Prozent glauben an Voodoo." Auch im Voodoo gibt es einen grossen Gott. Als Ansprechpartner und geistige Führer für die Menschen dienen jedoch seine Kinder, die Loa. Um mit den Geisterwesen - insgesamt sind es fast 400 - in Verbindung zu treten, setzen die Gläubigen auf die Kraft der Gesänge, Tänze und Trommelrhythmen. Unter dem Einfluss der Musik und Tänze fallen einzelne Gläubige während der Zeremonien in Trance. Ihr Selbst schaltet sich aus und sie werden zu "Menschenpferden", auf denen ein Loa reitet. Auch die Riten zur Bewältigung von Krankheit, Trauer und Schuld nutzen die Kraft von Tanz und Gesang.

Im Lied "Wangol", das wir singen, richten sich die Singenden an den gleichnamigen Voodoo-Geist, der wörtlich übersetzt „König von Angola“ heisst. Das Arrangement stammt vom schwedischen Haiti-Kenner Sten Källman.


Du ziehst/gehst weg.
Wann kommst du zurück, um mich zu treffen?
Das Land verändert sich.





Pye Aleman


Während die meisten Voodoo-Gesänge schnell und festlich sind, ist "Pye Aleman" langsam, schwer und meditativ. Singend wird da über die Verbindung zur Erde sinniert, welche die Geisterwesen "Pye" (Felsen) und "Batala" (Geist der Weisheit) eröffnen. "Pye" (Peter) ist auch eine Referenz an den heiligen Sankt Peter.


Peter, der Fels, das Magnet, der Geist der Weisheit.
Du bist der Geist des Feuers.




Bildergebnis für ayida wedo




Fre o di nou


Im Lied „Fre o“ – „Oh Bruder“ – bitten die Singenden um Heilung für einen kranken Bruder. Auch dieses Lied stammt aus Haiti und richtet sich an den Fruchtbarkeitsgott Dambala Wedo (symbolisiert durch eine Ringelnatter) und seine Gemahlin Ayida Wedo (symbolisiert durch einen Regenbogen). Dambala und Ayida Wedo sind zentrale Figuren des Schöpfungsmythos im westafrikanischen Land Benin.


Bruder, sag uns! Die Krankheit heilt nicht.
Wir spielen, wir weinen.
Die Krankheit heilt nicht!

Wir weinen, du bist krank, wir erzählen es den andern.
Wir spielen, Papa Dambala.
Wir bitten dich, Dambala Wedo, seh uns!
Wir singen, wir weinen. Ayido Wede, seh deine Kinder.





Canto a Elegguá


Dieses afrokubanische Lied ist ”Elegguá” gewidmet, einem ”Orisha” (Gott) aus der Yoruba-Religion. Elleguá ist der Herr über alle Wege, Kreuzungen, Tore und Türen. Er öffnet und schliesst die Wege und steht für Zufälle, Begegnungen oder das Gelingen des Lebensweges. Bei allen Ritualen der Santería (kubanische Ausprägung der Yoruba-Religion) wird Elleguá als erster begrüsst.

Wir singen das traditionelle Lied in einem Arrangement von Arlety Valdés und Yudelkis Lafuente, die beide im kubanischen Vokalensemble "Sexto Sentido" singen.



Sexto Sentido - ¨Canto a Elegguᨠ- Videoclip - Dirección: Salamandra Productions. Portal Del Vídeo Clip Cubano





Sankofa


"Nur der, der weiss, wo er herkommt, weiss auch, wo er hingeht." - Das träumerische Lied "Sankofa“ stammt aus der Feder der amerikanischen Jazz-Sängerin Cassandra Wilson. Der im Lied besungene Sankofa-Vogel kommt als Symbol in der Religion der Akan (Elfenbeinküste, Ghana) und anderer westafrikanischen Gruppen vor und steht für das Lernen aus der Vergangenheit für eine bessere Zukunft. Bei den Ashanti (Ghana) bedeutet Sankofa so viel wie "Wenn du in die Vergangenheit siehst, erkennst du die Zukunft". Das Symbol spielt auch in der Kawaida-Philosophie von Maulana Karenga eine Rolle, die tradi­tionsbildend für die Black-Freedom-Bewegung der 1960er wirkte. Über die afroameri­ka­nische Community ist dieser Ansatz inzwischen zurück nach Afrika und Europa transportiert worden (Bsp. Anti-Rassismus-Pädagogik).


Oh Sankofa, high on the Heavens you soar
My soul is soon to follow you, back to yesterdays moon
will it remember me?
Back to yesterdays sun, It will rekindle me
Rekindle the spirit into tomorrow and high on the wind
Sankofa flys again and again








Spiritual


Ysaye Maria Barnwell (USA) schrieb diesen "Spiritual" im Jahre 1992 als Teil einer Musiktheater-Produktion namens "Urban Scenes und Creole Dreams". Barnwell war Gründungsmitglied des berühmten afro-amerikanischen Frauen-Acappella-Ensembles "Sweet Honey in the Rock", das 1973 aus der "Black Repertory Theater Company" hervorgegangen ist. Das Repertoire des Ensembles speist sich aus der schwarzen Kirchenmusik, den Sprechchören der Bürgerrechtsbewegung und Liedern des Kampfes um universelle Gerechtigkeit. Barnwell hat sich ausserdem als Vermittlerin der afro-amerikanischen Gesangstradition mittels Workshops, Community Projects und Publikationen einen Namen gemacht.


Cain't no one know at sunrise
how this day is gonna end.
Cain't no one know at sunset
if the next day will begin.

In this world of trouble and woe,
a Member had better be ready to go.
We look for things to stay the same,
but in the twinkling of an eye, everything can be changed.

Cain't no one know at sunrise
how this day is gonna end.
Cain't no one know at sunset
if the next day will begin.

The troubles of this world fill our hearts with rage
from Soweto, to Stonewall, Birmingham and LA
We are searching for hope that lies within ourselves
as we fight against misogyny race hatred and AIDS.


Cain't no one know at sunrise
how this day is gonna end.
Cain't no one know at sunset
if the next day will begin.



Bildergebnis für honey in the rock





Ai-ee-yi


Dieser fünfstimmige Chant stammt aus der Feder der Australierin Lisa Young und wurde auf der CD "Blueprint" der Vokalgruppe "Coco´s Lunch" veröffentlicht. Young ist bekannt dafür, Elemente der afrikanischen und indischen Musiktradition in ihre Werke zu integrieren. Bei "Ai-ee-yi" zeigt sich dies in der polyrhythmischen Struktur "3 gegen 2": die Basstrommel und die Basstimme orientieren sich an einem 6/8-Takt (123, 456), während die Kleinperkussion sowie die Melodie und Antwortstimmen denselben 6/8-Takt in 3 Teile (12, 34, 56) unterteilen. Das Lied lebt von dem daraus entstehenden Spannungsverhältnis.



Bildergebnis für ai-ee-yi coco lunch





Modimo


Den Konzertabend beschliessen wir mit dem südafrikanischen Spiritual "Modimo, re boka Wena", was wörtlich übersetzt "Mächtiger Gott, wir danken dir" heisst. Der Spiritual wird in der Sprache "SeSotho" gesungen. Das Arrangement stammt aus der Feder von Thembinkosi Khumalo und Silindokuhle Mavuso.


Soweto Gospel Choir’s New Album “Freedom” Released Today


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